Reisebericht Julius: Vertragsunterschrift für den Hauskauf

Meinen fünften Besuch des PENADERs trat ich mit einem klaren Auftrag an: Der Vertrag zum Kauf eines Hauses für das PENADER sollte unterschrieben werden. Das Haus hatte Lukas aus unserem erweiterten Vorstand bei seinem Besuch im Mai ausfindig gemacht und sich mit den Verkäufern auf einen Kaufpreis geeinigt.

Wie ihr während der vergangenen Monate mitverfolgen konntet, haben wir den Kauf des Grundstücks und Gebäudes durch unseren Förderverein Joven Esperanza e.V. vorbereitet. Innerhalb von 4 Monaten konnten wir durch die überwältigende Unterstützung aus dem Kreis der Mitglieder, EinzelspenderInnen, Spenden von Unternehmen, Vereinen und Stiftungen den Kaufpreis für das Haus aufbringen – nochmals herzlichen Dank für die großzügigen Spenden! Parallel dazu haben wir die rechtlichen Dinge geklärt und alle Behördengänge vorbereitet. Hierbei wurden wir von einem bolivianischen Anwalt in Camiri und einem Anwalt aus Hamburg begleitet. Durch Verzögerungen bei der Bereitstellung von notwendigen Dokumenten in Deutschland konnte Natalie nicht wie geplant im September nach Bolivien fliegen, sodass ich spontan für diese zugleich spannende, wie aufregende Aufgabe eingesprungen bin.

Für das Vorlegen der Dokumente bei den Behörden in Bolivien, das Unterzeichnen des Kaufvertrags und die Zahlung des Kaufpreises hatte ich nur etwas mehr als eine Woche Zeit vor Ort. In enger Absprache mit unserem Anwalt in Camiri haben wir deswegen versucht, die Termine so gut es ging vorzubereiten, sodass es eine Chance gab, dass ich den Vertrag direkt nach Ankunft am Montagmorgen unterschreiben konnte. Es kam jedoch wie so oft in Bolivien etwas anders, da die Notarin aufgrund von letzten Vorbereitungen am Montag keinen Termin vergab. Dies bot mir stattdessen die Gelegenheit noch einmal mit eigenen Augen das Objekt und die Verkäufer kennenzulernen. Das Haus ist wunderschön und in einem guten Zustand, das Gelände riesig – hier wird es viel Platz für die Kinder geben sowie das Potential, mehr Kinder aufzunehmen und ihnen ein größeres Angebot an Unterstützung zu bieten.

Aufgrund eines Feiertages am Dienstag verschob sich der Termin abermals und als wir am Mittwoch dann endlich unterschreiben wollten, war sich die Notarin bei Vorlage meines Visums nicht sicher, ob dieses ausreichen würde, um ein Haus in Bolivien zu erwerben. Diese Unsicherheit konnte sie jedoch schnell klären, sodass wir Donnerstag endlich das Treffen mit den Verkäufern bei der Notarin zur Vertragsunterschrift durchführen konnten. Eine Besonderheit in Bolivien ist, dass man dem Vertrag zusätzlich zur gezeichneten Unterschrift durch einen Stempelabdruck des Daumens zustimmen muss – so hatte ich noch nie einen Vertrag unterschrieben!

Der Vertrag ist unterzeichnet – mit Unterschrift und Fingerabdruck!

Daraufhin konnte ich am Freitag die Zahlung des Kaufpreises vornehmen und die ehemaligen Eigentümer haben uns eingeladen, mit den Kindern das neue Haus zu besuchen. Für die Kinder war es aufregend, das Gebäude und Grundstück kennenzulernen. Dass sie dort bald wirklich das Projekt besuchen werden, konnten sie sich noch gar nicht so wirklich vorstellen.

Am Sonntag vor meiner Abreise habe ich ein letztes Mal die Verkäufer besucht. Wir haben uns herzlich verabschiedet und als Zeichen des erfolgreichen Verkaufabschlusses durfte ich das Verkaufsschild mitnehmen. 

Julius zeigt stolz das Verkaufsschild.

Abschließend zu den turbulenten letzten Monaten stelle ich fest, dass wir alle sehr stolz sind, ein so schönes Gebäude und Grundstück für das PENADER gefunden zu haben. Das Team und die Kinder freuen sich schon jetzt riesig auf den Einzug und sind sich sicher, dass es ein wichtiger Schritt für die weitere Stärkung des PENADERs ist.

Joaquin vor dem Eingang des neuen Hauses.

Natürlich endete der Prozess hier noch nicht. Nach meiner Abreise musste die Grunderwerbssteuer bezahlt werden, was unser Anwalt vor Ort mittlerweile erledigt hat. Außerdem wurde die Eintragung ins Grundbuch veranlasst. Daraufhin wird uns die Stadt Camiri ein Eigentumszertifikat ausstellen. Wir werden euch selbstverständlich informieren, wenn auch dieser wichtige Schritt vollzogen wurde.

Für mich persönlich war es eine besondere Reise. Ich bin sehr erleichtert, dass der Kauf erfolgreich war. Damit geht auch einer meiner persönlichen Träume in Erfüllung. Seit meines FSJs 2011 (vor über 10 Jahren!) haben wir gemeinsam in Bolivien und hier in Deutschland daran gearbeitet, das Projekt PENADER aufzubauen und zu stärken. Der Hauskauf ist dabei ein entscheidender Schritt.

Mein Aufenthalt war dieses Mal von Behördengängen, Treffen mit dem Anwalt und den Verkäufern geprägt. Nebenbei gab es aber auch schöne ausgelassene Momente: Etwas Zeit mit den Kindern auf dem Fußballplatz und Volleyballfeld sowie das Wiedersehen mit unseren alten Freunden Gabi, Moises, Joaquin. Die Arbeit der Betreuenden im PENADER hat mich nachhaltig beeindruckt: alle Betreuenden – von den Kindern liebevoll Profes genannt – sind Studenten, die sehr selbständig arbeiten und ein großes Maß an Eigeninitiative über die Arbeitszeit hinaus an den Tag legen. Sie bieten beispielsweise Unterstützung bei Online-Fortbildungen für die Ältesten an und organisieren Aktivitäten wie Filme gucken.

Ein weiteres Highlight meiner Reise war der Besuch meines langjährigen Freundes Copa aus Tarija (Süden Boliviens), der nach Abschluss eines BWL Studiums und einer Kochausbildung mittlerweile Betreiber einer erfolgreichen Pizzeria ist, in Camiri. Seinen Besuch hat er unter anderem dafür genutzt, etwas von seinem Wissen an das PENADER – Betreuende, Kinder und Eltern der Kinder – weiterzugeben. Er organisierte einen Kurs über das Backen von Pizza, Weißbrot und Schwarzbrot. Für die Teilnehmenden bietet das eine gute Chance, sich etwas aufzubauen oder ein bereits existierendes Business zu erweitern.

Das PENADER plant jetzt im Austausch mit uns kleinere Umbaumaßnahmen, sodass noch Ende diesen Jahres der Umzug vollzogen werden kann. Somit können die Kinder im neuen Jahr mit Beginn des Schuljahres (dieses beginnt in Bolivien im Februar) direkt im neuen Gebäude das Projekt besuchen. Natürlich wollen wir dann auch endlich unser Versprechen einlösen, und die Spendenden für den Hauskauf am Haus verewigen.

Ganz zum Schluss bin ich sehr erschöpft, aber auch erleichtert und überglücklich nach Deutschland zurückgekehrt.

Das PENADER-Team.
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