Tatja in Camiri: DÍa del Estudiante und Weihnachten

iHola!

Ich bin Tatja aus Hamburg und arbeite seit September als Freiwillige in der Fundación Crece y Sueña in Camiri. Entsandt werde ich von der Organisation Volunta, und für ein Jahr darf ich den Alltag dieses besonderen Projekts begleiten. An meinem ersten Tag wurde ich von Profe Hanna (die vorige Freiwillige) herzlich begrüßt. Ich bin sehr dankbar, dass sie mir in den zwei Tagen vor ihrer Abreise noch so vieles zeigen und erklären konnte.

Mein Arbeitsalltag spielt sich größtenteils in der jüngsten Gruppe ab, bei den 6- bis 8-Jährigen, gemeinsam mit Profe Fabiola. Wir helfen bei den Hausaufgaben, üben Lesen, gestalten carátulas (Deckblätter), flechten Haare, kümmern uns – wenn nötig – um Läuse und lassen immer wieder spontan kleine Kunstprojekte entstehen. Es ist erstaunlich, wie schnell man sich hier zugehörig fühlt; selten habe ich einen Ort erlebt, an dem Ankommen so leichtfällt.

In den vergangenen Monaten ist viel passiert. Eines der ersten großen Highlights war der Día del Estudiante, der Tag des Schülers. Am Wochenende nach dem Feiertag ging es mit rund 50 Kindern ins lokale Schwimmbad. Dort wurde im Wasser gespielt, getanzt und gemeinsam Torte gegessen – ein wunderschöner Tag für alle Beteiligten.

Der weitere Verlauf bis Dezember war stark vom Schulalltag geprägt – von Prüfungen, Hausaufgaben und konzentrierter Lernzeit. Gleichzeitig wurde dieser Alltag durch zahlreiche externe Besuche bereichert. Studierende, Lehrkräfte und andere Engagierte hielten Vorträge und Workshops: Die Älteren setzten sich mit Themen wie Lebensplanung und Work-Life-Balance auseinander, während die Jüngeren über Werte, Moral, familiäre Herausforderungen oder den Schutz unserer Umwelt ins Gespräch kamen. Zusätzlich besuchten uns Pfadfinder, Schüler:innen einer Privatschule, sowie Lehramtsstudierende.

Auch auf dem Gelände der Fundación tat sich einiges: Vor dem neuen Toilettengebäude wird grade der Gemüsegarten erweitert, die älteren Jungs helfen zurzeit den Boden umzugraben. Und auch im anderen Beet abseits vom Fundacions Gelände wurde ordentlich geerntet, erst vor einigen Wochen haben wir fast 21 Kilo Süßkartoffeln aus eigenem Anbau verarbeiten dürfen.

Sportlich erlebt die Fundación ebenfalls eine sehr erfolgreiche Zeit. Das Fußballteam spielt in allen Altersklassen mit großem Engagement und Erfolg, besonders die 14-Jährigen sind seit September ungeschlagen.

Im Dezember verwandelte sich die Fundación dann zunehmend in eine Weihnachtswerkstatt. Mit viel Geduld und Kreativität entstanden Perlenpflanzen, Armbänder und Weihnachtsdekorationen aus alten Magazinen. Diese kleinen Kunstwerke wurden auf einer Feria verkauft, die am vergangenen Wochenende stattfand. Mit dem Erlös konnte das Essen für die Weihnachtsfeier finanziert werden. Zusätzlich organisierte eine engagierte Frau aus Camiri Sachspenden, sodass schließlich alle 40 Kinder beschenkt werden konnten.

Die Weihnachtsfeier selbst war ein ganz besonderer Moment. Am Nachmittag schmückten die Profes den Raum, deckten die Tische und bereiteten den Gabentisch vor, während die Köchinnen bereits seit dem Mittag das Festessen zubereiteten. Auch für die Mütter, die regelmäßig die vorbereiten, wurden Körbe mit Lebensmitteln gepackt.

Gegen 17:30 Uhr kamen die Kinder – festlich gekleidet, geschniegelt, gestriegelt und voller Vorfreude. Es wurde getanzt, gelacht und gerätselt, bevor das gemeinsame Essen begann: chancho al horno, Hähnchen, Reis, Salat und vieles mehr. Nachdem die Kinder ihre Teller abgewaschen hatten, folgte die Bescherung. Jedes Kind erhielt ein Geschenk, manche sogar zusätzlich etwas für ihre Geschwister.

Ein leiser, bewegender Moment schloss den Abend: Wir verabschiedeten María, die die Fundación seit etwa sieben Jahren begleitet hat. Im kommenden Jahr beginnt sie ein Studium in Santa Cruz. Sie hat ihr Schuljahr mit Bestnoten abgeschlossen und sich zudem ein Stipendium erarbeitet – ein Erfolg, der zeigt, wie viel in den Kindern steckt, wenn sie Unterstützung, Vertrauen und Raum zur Entwicklung bekommen.

Nun ist das Schuljahr beendet, und die Sommerferien haben begonnen. Aufgrund einer Änderung im Schulsystem werden sie voraussichtlich bis Anfang März dauern – wobei die Zeit in Bolivien bekanntlich ihre eigenen Regeln hat.

Die Fundación Crece y Sueña ist ein Ort voller Wärme und gegenseitiger Wertschätzung. Mich beeindruckt immer wieder, wie selbstverständlich Verantwortung übernommen wird: Die Kinder helfen einander, waschen ihre Teller ab, putzen die Bäder selbstständig und begegnen sich wie auch den Erwachsenen mit Respekt und Freundlichkeit. Die Profes unterstützen sich gegenseitig mit großer Hingabe – und genau das macht diese Einrichtung zu etwas ganz Besonderem.

Ich freue mich sehr darauf, im neuen Jahr zurückzukehren, neue Kinder kennenzulernen und vertraute Gesichter wiederzusehen.

Hasta luego
Tatja

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