Abschiedsbericht von Mavie

Buen día amigos, ich bin Mavie und habe das vergangene Jahr im Crece y Sueña in Camiri als Freiwillige von „Volunta“ gearbeitet. Ich kann es kaum fassen, dass mein Jahr in Bolivien jetzt wirklich vorbei ist; die Zeit in Camiri ist dank der tollen Menschen wie im Flug vergangen. Ich habe jede Sekunde im Projekt in vollen Zügen genossen und werde immer mit viel Liebe und tollen Erinnerungen an Camiri zurückdenken. Mittlerweile habe ich das Crece y Sueña tief in mein Herz eingeschlossen und hoffe, dass ich ganz bald die Möglichkeit habe, zurückzukehren. Die Kinder und Mitarbeiter im Projekt sind wirklich ganz besondere und tolle Personen, und ich kann jedem, der die Möglichkeit hat, nur empfehlen, eine Zeit freiwillig dort zu arbeiten.

Meinen letzten Bericht über die Regenzeit etc (gerne noch lesen:)) habe ich im April geschrieben, und ab da geht es jetzt auch weiter:

Ab April ist mehrfach eine junge Gruppe von Ärzten im Projekt gewesen, um die Kinder durchzuchecken. Jede Woche wurde eine andere der vier in Altersklassen eingeteilten Gruppen im Projekt unter die Lupe genommen. Dabei wurden unter anderem die Zähne angeschaut sowie das Gewicht und das Größenverhältnis der Kinder. Die Kinder, die Beschwerden wie zum Beispiel Bauchschmerzen hatten, haben auch direkt passende Medikamente mitbekommen. Ein wirklich wichtiger Teil des Crece y Sueña, denn die meisten Familien der Kinder können sich keine Medikamente leisten.

Im Mai habe ich dann erlebt, dass es in Camiri doch kalt werden kann, und plötzlich habe ich gemerkt, dass die Kommentare, wie kalt es im Winter sei, wohl doch kein Witz sind. Mehrere Wochen lang ist es nicht wärmer als 15 Grad gewesen – aber im Vergleich zu Deutschland ist es drinnen genauso kalt wie draußen. Mit Winterjacke, Handschuhen und Mütze ging es also jeden Tag zur Arbeit, und gerade in der Nacht musste ich manchmal daran denken, wie sehr die Kinder wohl frieren, denn viele der Häuser der Familien haben keine Glasscheiben in den Fenstern. Außerdem ist im Mai David, ein Freiwilliger des Joven Esperanza, angekommen und hat sich direkt gut ins Projekt eingelebt.

Vom Spielen hält die Kinder das Wetter aber trotzdem nicht ab:)

Am 24. Mai wurde im Crece y Sueña dann der bolivianische Muttertag gefeiert. Dafür haben wir alle Mütter der Familien zu einem gemeinsamen Abend ins Projekt eingeladen. Wir haben Popcorn gemacht und Spiele gespielt, bei denen die Mütter Preise gewinnen konnten. Zum Abschied hat jede Familie ein leckeres, warmes Essen mitnehmen können.

Nur eine Woche später, am 6. Juni, war dann der bolivianische Tag des Lehrers, an dem die Schule in ganz Bolivien ausgefallen ist. Bei uns gab es trotzdem das normale Programm, doch die Kinder haben uns mit gebastelten Karten überrascht. Gerade die älteren Kinder haben ein wirklich schönes Programm mit Essen, Karten, Tänzen und vielen netten Worten gemacht, bei dem ich mir schon die Tränen verdrücken musste. Der Tag hat mir wirklich noch einmal vor Augen gehalten, was für ein tolles Verhältnis die Kinder und Lehrer des Crece y Sueña haben, was nicht selbstverständlich ist. Verschiedene Situationen haben mir dieses Jahr gezeigt, wie sehr die Kinder ihren Lehrern vertrauen, was wirklich wichtig und schön ist.

Außerdem hat sich einiges im Team geändert, denn es wurde ein neuer Gärtner sowie eine Psychologin eingestellt. Gemeinsam mit dem neuen Gärtner Juan Carlos haben die Kinder in den letzten Monaten viele verschiedene Gemüsearten angepflanzt und geerntet – eine Aktivität, an der vor allem die Kleinen total viel Spaß haben. Gerade zu sehen, wie das selbsteingepflanzte Gemüse wächst, fasziniert die Kinder. Die Psychologin kommt täglich nachmittags und redet mit den Kindern über ihre Probleme. Dass die Kinder eine professionelle Anlaufstelle für ihre Sorgen und Probleme haben, ist sehr wichtig und hilfreich, denn leider wohnen sie zum Teil in schwierigen Umgebungen. Zum Glück ist die Psychologin gut bei allen angekommen und die Kinder mögen sie sehr.

Im Juli haben dann die lang ersehnten Winterferien angefangen, die in Bolivien eigentlich zwei Wochen dauern. Wegen der Kälte in einigen Gebieten des Landes wurden die Ferien in ganz Bolivien kurzerhand um zwei Wochen verlängert, obwohl es in Camiri sogar bis zu 30 Grad waren. Die Kinder haben sich darüber aber natürlich nicht beschwert. Die ersten drei Wochen der Ferien war ich nicht im Projekt, weil mich meine Familie besucht hat und ich ihnen das Land gezeigt habe. In der letzten Ferienwoche bestand das Programm aus Fußballtraining, dem Mittagessen, Lesen üben, Filme schauen, Armbänder machen und einigen anderen Dingen. Die Kinder konnten auf jeden Fall schöne Ferien genießen und gleichzeitig in den Fächern nacharbeiten, in denen sie in der Schule hinterherhängen, um einen guten Start in die zweite Hälfte des Schuljahrs hinzulegen. Außerdem wurde in dieser Woche endlich der neue Anbau im Haus bewohnt. Durch neue Bänke und Tische gibt es jetzt mehr Platz für alle Kinder, um z. B. Hausaufgaben zu machen, und auch der Weg von der Küche zu den Essensplätzen ist jetzt kurz und praktisch. Gerade für die extremen Hitze- und Kälteperioden in Camiri ist der Anbau eine echte Bereicherung für das Projekt.

Mein letzter Tag im Crece y Sueña fiel auch auf den letzten Ferientag, und um die beiden Anlässe zu feiern, haben wir einen Ausflug zum „el hebron“ gemacht. Über eine private, wackelige Brücke ging es zur anderen Seite des Flusses, auf der sich die Farm der Amerikaner befindet. El hebron ist eine christliche Schule, die einen schönen Sport- und Spielplatz sowie tolle Natur hat. Mit den Kindern haben wir Sackhüpfen, Futsal und Tauziehen gespielt, außerdem gab es für alle erfrischende Getränke und Popcorn. Ein wirklich schöner Tag für alle Kinder und ein toller Abschied für mich. Nach dem Snack am Nachmittag hieß es dann für mich, von den Kindern und Mitarbeitern Abschied zu nehmen, was für mich natürlich traurig war. Zuletzt habe ich noch meine Hand auf der Wand der Freiwilligen des Crece y Sueña platziert.

Die Arbeit im Projekt werde ich immer vermissen und nie vergessen. Mit so tollen Mitarbeitern und Kindern zu arbeiten, war für mich ein Privileg, an das ich mich mein Leben lang zurückerinnern werde. Vor Ort zu sehen, was für einen großen Unterschied das gespendete Geld macht und welche Möglichkeiten es den Kindern bietet, ist eine wichtige und emotionale Erfahrung für mich gewesen, und ich wünsche allen Menschen in Camiri vom ganzen Herzen nur das Beste.

Hasta la próxima y gracias por todo,

Mavie

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